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Die Pentatonik

Sicher bist Du schon mit der Dur- oder Moll-Pentatonik in Berührung gekommen. Pentatonische Skalen bestehen aus fünf Tönen (penta = griech.: fünf). Oft sind das die Skalen, mit denen man erste Schritte in die Improvisation wagt. Nicht zu unrecht, denn zahlreiche berühmte Melodien basieren auf der Pentatonik. Nicht zuletzt die meisten Kinderlieder bedienen sich ihrer.

Quintschichtung

Nun, ehrlich gesagt kenne ich keine wirkliche Herleitung der Pentatonik. Die gebräuchliche Herleitung, Quinten übereinander schichten, möchte ich hier nicht vorenthalten. Hier am Beispiel C:

C - G - D - A - E

Bringt man diese übereinander geschichteten Quinten in Reihenfolge und schreibt sie innerhalb einer Oktave, ergibt sich die Dur-Pentatonik:

C - D - E - G - A

Prima, aber das stellt mich persönlich nicht zufrieden. Es fehlt etwas der praktische Bezug.

Pentatonische Skalen

Betrachtet man nämlich alle zwölf Töne und deren mögliche Kombinationen aus fünf Tönen, so ergeben sich mächtig viele Skalen. Diese müssen aber nicht unbedingt musikalisch sinnvoll sein. Jedoch gibt es eine stattliche Anzahl an praktizierten Pentatoniken, die sich etwas fremdartig anhören. Zum Teil stammen diese Tonfolgen aus sehr alten Kulturen oder von Naturvölkern. Oder es sind modifizierte Versionen, hier ein Ton um einen Halbton erniedrigt, dort einer erhöht, die vorwiegend zur Jazz-Improvisation eingesetzt werden.

Ich beschreibe hier meine persönliche Herleitung der Dur- und Moll-Pentatonik. So erscheint es mir musikalisch am sinnvollsten und einfach nachvollziehbar.

Die Dur-Pentatonik

Wenn wir die Dur-Skalen der Kirchentonleitern miteinander vergleichen, fällt auf, daß sie fünf gemeinsame Töne haben. Die Quarte und die Septime variieren. Da diese beiden Töne sowieso mit Vorsicht zu geniessen sind (vgl. avoid notes), liegt es nahe, sie einfach wegzulassen.

Ableitung der Dur-Pentatonik

So ergibt sich eine praktische Skala ohne Spannungstöne, die sogenannte Dur-Pentatonik:

Die Dur-Pentatonik

Die C-Pentatonik über den C-Dur Dreiklang gespielt klingt aalglatt. Das liegt daran, daß die Töne C, E und G im Dreiklang enthalten sind. Das A erzeugt auch keine Spannung, es wirkt im Zusammenklang mit C-Dur als C6 Vierklang mit starker Tonikawirkung. Einzig das D klingt etwas abgehobener, es erzeugt die Wirkung einer None über den Grundakkord, also C9.

Das soll heißen, spielt man über einen Dur-Akkord die gleichnamige Dur-Pentatonik, so kann man nichts falsch machen. Kein Ton klingt daneben. Allerdings lassen sich so auch keine großen Spannungsbögen erzeugen.

Die Moll-Pentatonik

Nun machen wir uns in gleicher Art und Weise an die Herleitung der Moll-Pentatonik. Dazu sehen wir uns die Struktur der Moll-Kirchentonleitern im Vergleich an.

Ableitung der Moll-Pentatonik

Was auffällt ist, daß die Sekunden und die Sexten zwischen groß und klein variieren. OK, das ist unbequem und wird gestrichen. Bleiben wieder fünf Töne übrig, die Moll-Pentatonik.

Die Moll-Pentatonik

Die lokrische Skala wird nicht berücksichtigt, da sie zu den (halb-)verminderten Skalen gehört.

Anwendung der Pentatonik

Das ist doch ziemlich einfach. Was machen wir nun mit den beiden Pentatoniken? Na, improvisieren üben am besten. Dazu solltest Du die beiden Pentatonik-Skalen erst mal ausgiebig in allen 12 Tonarten üben, über den ganzen Tonumfang deines Instruments. Achte dabei darauf, daß dir die Bedeutung der gespielten Töne über den Grundakkord klar ist.

Wenn die Skalen gut sitzen, betrachten wir die Dur-Pentatonik in Bezug auf die bereits bekannte Hauptkadenz C - F - G7 - C und analysieren die Bedeutung der Skalentöne über die jeweiligen Akkorde. Ich habe hier stillschweigend den G7-Akkord in die Hauptkadenz geschrieben. Es ist absolut üblich, daß in einem Song hauptsächlich Dreiklänge gespielt, aber auf der V. Stufe der Dominant-Sept-Akkord eingesetzt wird (zwecks der stärkeren Auflösungstendenz ;-).

Bedeutung der Skalentöne in Bezug auf die Akkorde der Hauptkadenz
Akkord C D E G A
C Grundton Sekunde Terz Quinte Sexte
F Quinte Sexte Septime Sekunde Terz
G7 Quarte Quinte Sexte Grundton Sekunde

Was kann man nun mit dieser Tabelle anfangen? Spannend ist z.B., einen Ton über den wechselnden Akkorden liegen zu lassen (gemeint ist, den Ton klingen zu lassen). Spielen wir das E über den F-Dreiklang, klingt das sehr spannungsreich, da Septime. Wir lassen das E liegen, der Akkord wechselt zu G7 und nun hat das E eine wesentlich konsonantere Wirkung, da es die Sexte zu G7 ist. Probier's aus, es ist ein sehr einfach anzuwendendes Stilmittel. Bei einer Akkordfolge F - C bietet sich für den gleichen Zweck das E wieder an, von der Septime zur Terz ergibt sich ein starke Auflösungstendenz innerhalb der Melodieführung. Obwohl der gleiche Ton über beide Akkorde klingt.

Da das schon stark in die Improvisationstechnik geht, will ich hier nur noch einen kurzen Ausblick geben. Zuerst solltest Du die Pentatonik-Skala über verschiedene Akkordfolgen, wie in der Tabelle oben gezeigt, analysieren. Dazu bieten sich die verschiedenen Formen der erweiterten Kadenz an. Das Ganze brav immer in allen 12 Tonarten üben, ich weiß, das nervt. Aber nur so bekommst Du wirklich harmonisch den Überblick und die nötige Sicherheit.

Beim Solieren ist es sicher eine gute Übung wenig Töne zu spielen, dafür aber bewußt von Dissonanz zu Konsonanz spielen, wie oben beschrieben. Dabei Zieltöne anspielen, z.B. bei einem Lauf am Schluß die Terz oder ein anderes konsonantes Intervall des Akkordes anspielen. Wenn Du während des Solierens die Bedeutung der Töne über den klingenden Akkord geistig nachvollziehen kannst, dann hast Du schon sehr viel gewonnen.

Also ran an's Instrument und Pentatonik üben, das macht Spaß!

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